„Guckt nach rechts und links und kümmert Euch“

Ein Gespräch mit Schauspielerin Janine Kunze über harmonisches Familienglück, ihr Verständnis von Muttersein und das Glück im Ehrenamt.

Sie sind in einer Pflegefamilie groß geworden. Was macht nach Ihrer Meinung für ein Kind, ob leiblich oder adoptiert, eine gute Familie aus?

Sie sollte ein stabiles Umfeld geben, in dem man sich geborgen fühlt. Ich muss als Kind das Gefühl haben, dass da immer jemand für mich da ist und mich im Notfall auffängt. Liebe, Sicherheit und ein warmes Zuhause sind entscheidend. Ich bin oft erschrocken, wie viele sogar leibliche Kinder das wohl vermissen.

Dennoch versuchten Ihre leiblichen Eltern, Sie wieder aus der Pflegefamilie herauszulösen. Können Sie schildern, wie Sie damit in Ihrer Kindheit umgegangen sind?

Ich will nicht sagen, dass das immer einfach war. Dennoch konnte ich genau definieren, wohin ich gehöre, nämlich in meine Pflegefamilie. Auch meine leibliche Mutter musste mich nur aufgrund ihrer Lebensumstände weggeben. Ich habe mich mit ihr gut verstanden und hatte eine tolle Zeit, aber eher wie mit einer Freundin. Unter einer Mutter stelle ich mir jemanden vor, der einen zum Beispiel in den Arm nimmt, wenn man traurig ist, Mittagessen kocht, Hausaufgaben kontrolliert oder Geburtstage ausrichtet. Es war daher für mich eine Art Liebesbeweis, dass ich im Zuge der Volljährigkeit auch offiziell von meinen Pflegeeltern adoptiert werden wollte.

Haben Sie Ihren beruflichen Erfolg dieser Erziehung oder auch einem starken Charakter zu verdanken, über den andere Menschen eventuell nicht verfügen?

Ich bin dankbar dafür, dass ich offensichtlich einen starken Charakter habe. Aber den entwickelst du nicht allein, sondern nur, wenn starke und liebevolle Menschen mit dir gemeinsam einen Weg gehen, Ängste nehmen und Sicherheit geben. Das ist immer ein Miteinander. Ich erlebe in unseren sehr energetischen Berufen der Showbranche viele Menschen, die nach außen stark wirken, aber innerlich zerrissen sind. Einige kompensieren ihre Selbstzweifel durch den Job. Meine Stärke, die natürlich auch nicht immer präsent ist, empfinde ich daher als sehr hilfreich und als großes Geschenk. Meine Tochter überlegt gerade, ebenfalls in diese berufliche Richtung zu gehen. Meine Empfehlung ist, dass sie genau wissen muss, was sie will. Oft ist es sogar noch schwieriger klarzustellen, was man nicht möchte.

Wie ist denn Janine Kunze als Mutter ihrer drei Kinder?

Ich glaube, eine Mutter, wie es wohl die Großzahl der Mütter ist. Ich möchte natürlich viel Lebenserfahrung weitergeben und arbeite auch an mir, dass sie da eher ihren eigenen Weg gehen. Mein Mann und ich wollen sie zu selbstbewussten Menschen erziehen. Gleichzeitig sollen sie aber nicht nur an sich selbst denken, sondern auch Nächstenliebe praktizieren. Nach dem Motto: Guckt nach rechts und links und kümmert euch.

In diesem Sinne engagieren Sie sich auch ehrenamtlich – warum?

Wenn man in der Öffentlichkeit steht und dank Prominenz ein gewisses Publikum erreicht, ist es doch am sinnvollsten, diese Bekanntheit auch für ein solches Engagement zu nutzen. Mir geht es in meinem Leben fantastisch, und das möchte ich ein Stück weit zurückzahlen. Ich unterstütze viele Kinderorganisationen und kann sogar meine eigenen Kinder in Hilfsaktionen integrieren, zum Beispiel beim gemeinsamen Besuch von Heimen. Mir selbst gibt es wahnsinnig viel, Menschen in Not zu helfen und dabei sofort Erfolge zu spüren. Das ist oft mehr wert als jeder Fernsehpreis.