Vor Ort sein und helfen

Toni Garrn, Model und Botschafterin, engagiert sich und übernimmt soziale Verantwortung. Wie es dazu kam und warum sie so früh damit anfing, erzählt sie in unserem Interview.

Sie haben sich schon mit 15 Jahren engagiert – warum so früh?

Meiner Meinung nach kann man kann sich immer und jederzeit für andere einsetzen. Ich habe auch schon früh angefangen zu arbeiten und Geld zu verdienen. Bei mir ging eben alles früher los.

Soziale Verantwortung zu übernehmen, klingt erst mal gut und bedeutend – was bedeutet es aber ganz konkret für Sie?

Mich tatsächlich einzusetzen und auch vor Ort zu sein. Nicht nur aus der Ferne davon zu sprechen, sondern den Leuten, denen ich helfen möchte, persönlich zu zeigen, dass ich mich für sie einsetze, eine Beziehung zu ihnen zu entwickeln. Mir selbst ein Bild machen, um die Menschen und deren Situation zu begreifen.

Eben noch als Engel für Victoria’s Secrets auf dem Laufsteg, im nächsten Moment mit den ärmsten Menschen der Welt in Kontakt – wie erleben Sie solche Gegensätze?

Ich musste lernen, diese beiden Welten zu trennen, was sicherlich nicht immer einfach ist. Aber ich weiss auch, für mich gäbe es das eine ohne das andere nicht. Hätte ich nicht das Glück, in meinem Job so erfolgreich zu sein, wäre es mir wahrscheinlich nicht möglich, in meinem Alter so große Hilfsprojekte zu unterstützen.

In wieweit verändert Sie – beruflich und privat – Ihr soziales Engagement?

Es ist alles einfach nicht mehr so selbstverständlich. Nachdem man den Alltag und die Probleme vieler Frauen in Entwicklungsländern kennengelernt hat, schaut man anders auf seine eigene kleine Welt. Vieles betrachte ich nun kritischer. Anderes sehe ich auf einmal lockerer.

Privat haben sich meine Interessen teilweise auch verändert. Ich verbringe gerne und verstärkt Zeit mit Menschen, die sich auch sozial engagieren und von denen ich lernen kann.

Außerdem bin ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, Gelder für meine Stiftung zu sammeln. Der Austausch von Erfahrungen inspiriert mich und verstärkt den Wunsch, noch mehr zu reisen und etwas zu tun. Ich bin mir sicher, dass das hier erst der Anfang von meinem Engagement für Frauenrechte weltweit ist.

Sie sind auch beruflich viel in der Welt unterwegs – wie erleben Sie die soziale Verantwortung speziell der Deutschen? Erinnern Sie sich an positive oder auch vielleicht negative Beispiele in anderen Staaten?

Vergleiche ziehen möchte ich nicht, aber ich finde man kann bei den Deutschen durchaus von einer sozialen Regierung und Gesellschaft sprechen. Das aktuell wohl beste Beispiel ist die Flüchtlingskrise bei der Deutschland grosse Verantwortung übernimmt. Natürlich denkt und handelt nicht jeder Bürger gleich. In keinem Land.

Als Prominenter wird man sicherlich häufig für ein Engagement angefragt. Nach welchen Kriterien wählt man hier am besten aus?

Ja das stimmt, es kommen so viele ambitionierte und auch hilfsbedürftige Menschen auf mich zu, da fällt es oft schwer, nein zu sagen. Aber das muss ich, sonst verzettle ich mich. Mein Fokus liegt auf der Stärkung der Rechte von Mädchen und jungen Frauen in Afrika. Insbesondere auf dem Recht auf Bildung. Das ist mein Ziel und nach diesen Richtlinien wählen wir die Projekte meiner Stiftung aus.

Was raten Sie einem Bekannten – prominent oder nicht -, wenn er sich sozial engagieren möchte?

Der erste Schritt ist die passende NGO finden, dabei ist das DZI ( Anmerkung der Redaktion: „Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen“ ) eine hilfreiche Auskunftsstelle, die über die Seriosität von Spendenorganisationen informiert.

Und dann muss man natürlich das passende Thema und Projekt finden. Das ist eine persönliche Entscheidung, bei der mir niemand helfen konnte. Ich wusste von Anfang an ich möchte Frauen unterstützen und das in Afrika.

Raten würde ich jedem der sich einsetzt, sich so schnell wie möglich die Situation vor Ort anzuschauen. Erst dann weiss man wirklich wovon man spricht.