Kampfeslustig gegen Kilos

Dr. Christine Theiss, mehrfache Profi-Weltmeisterin im Vollkontakt-Kickboxen, hilft Kandidaten beim Format „The Biggest Loser“, lästige Pfunde zu verlieren. Ein Gespräch mit der 36-Jährigen über das Prinzip Selbstverantwortung, Parkbänke als Trainingsgerät und Geschenke vom Playboy.

Sie agieren bereits seit 2012 als Camp-Chefin bei der Sendung „The Biggest Loser“. Was reizt Sie an diesem Format, das gerade mit neuer Staffel läuft?

Ich liebe es zu sehen, wie sich Menschen, die sich aufgegeben hatten, komplett drehen und wieder Leistung erbringen. Wir geben nur Hilfestellung. Sie aber müssen verstehen, dass sie selbst verantwortlich sind. Plötzlich erlebst du Persönlichkeiten, die wieder Selbstvertrauen haben, die zu ihrem Körper stehen und ein selbstbestimmtes Leben führen. Und der Erfolg der Sendung reizt mich. Mit einem Marktanteil bis zu 16,4 Prozent bei 14 bis 49 Jahren läuft die Sendung bereits seit acht Staffeln.

Wie bringen Sie das bei?

Der Draht zwischen dem Team und den Kandidaten ist über die Wochen im Camp viel enger, als es in der Sendung zu sehen ist. Wichtiger als die Macht der Worte finde ich, etwas mit eigener Tat vorzuleben. Wir trainieren zum Beispiel zusammen, auch wenn die Kamera nicht läuft.

Was unterscheidet die Gewinner von den Losern?

Das ist oft überraschend. Es gibt Kandidaten, die nehmen im Camp wunderbar ab, ohne dass man ihnen regelmäßig in den Hintern tritt. Beinahe hätte ich gesagt, wenn sie außer Schlagweite sind (lacht). Aber später nehmen sie wieder zu. Andere leisten im Camp weniger, haben jedoch das Prinzip der Selbstverantwortung verstanden. Dass sie trotz der Schicksalsschläge, unter denen sie alle leiden, etwas erreichen können. Die verlieren auch daheim toll Gewicht.

Sie lernen also auch die Selbstverantwortung für andere Erfolge im Leben?

Vermutlich, aber so weit würde ich nicht gehen. Bei vielen Dingen im Leben muss man auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und Glück haben. Aber beim Abnehmen hat man es mit Disziplin schon in der eigenen Hand. Auch wenn’s schwerfällt.

Wie nimmt man denn ideal ab, um etwas für die Gesundheit zu tun?

Die ganze Formel ist: Man muss mehr verbrauchen, als man zu sich nimmt. Ob abends oder vormittags ist egal. Die Gesamtbilanz muss stimmen. Dann gibt’s bei der Ernährung ein paar Tricks. Ideal sind bekanntlich Vollkornprodukte. Sie bieten bei derselben Kalorienzahl viel mehr Energie und das Hungergefühl stellt sich nicht so schnell ein.

Und welcher Sport eignet sich?

Ich empfehle, lieber jeden Tag 15 Minuten konstant Sport zu machen, als wie ein Geisteskranker einmal in der Woche anderthalb Stunden zu bolzen. Damit bringe ich meinen Körper in eine absolute Stresssituation und habe wenig gewonnen. Krafttraining hilft, Muskeln aufzubauen, die im Gegensatz zu Fett Kalorien verbrennen. Außerdem schont es die Gelenke und man fühlt sich wohler.

Aktuell haben Sie auch das Buch „Pimp your Running“ herausgebracht. Worum geht es darin?

Ich trainiere selbst ja eigentlich lieber draußen. Das Buch enthält Fitness- und Lauftipps und Übungszirkel für Anfänger wie Fortgeschrittene. Das Work-out funktioniert als Training ohne Geräte, aber eingearbeitet in die Natur. Hilfsmittel sind Parkbänke, Treppen, Geländer, die eigenen Muskeln und Spaß an der Bewegung. Mit Sonja von Opel habe ich mir dafür auch eine Laufexpertin mit an Bord geholt.

Was unterscheidet eine Buchproduktion von den TV-Sendungen?
Eigentlich eint sie, dass sie Projekte sind, für die man im Team 100 Prozent gibt. Und deshalb vielleicht sogar auf dem Zahnfleisch geht. Man sieht den 98 Übungen, die wir in zwei Tagen geshootet haben, nicht an, dass die Protagonistin gerade tausend Tode stirbt. Ich war in der elften Woche schwanger und stand im kurzen Leibchen draußen bei einem saukalten Oktoberwind von 13 Grad.
Aber danach hält man wieder etwas in der Hand, Schublade zu, gut ist und auf zum Nächsten. So war das früher auch mit meinen WM-Kämpfen. Ich mag dieses projektbezogene Arbeiten.

Mussten Sie beim Shooting für den Playboy vor zwei Jahren auch so leiden?

Nein, das war in der Wärme von Mallorca und eine fantastische Erfahrung. Aber ich hatte ja vorher schon für die FHM Bilder gemacht. Mein Gott, für den Playboy war halt noch der BH weg.

Aber Sie haben sich schon erst geziert. Wie umgarnt einen eigentlich der Playboy?

Der Zeitpunkt mit einem neuen Lebensabschnitt passte dann einfach. Die hatten ein paar Jahre lang angeklopft. Sie rufen dann immer beim Management an. Und schickten mir jedes Jahr eine gute Flasche Rotwein (lacht).