Der Heldenmacher

Seine Zuschauer schickt Erfolgscoach Cristián Gálvez gern auf ihre ganz persönliche Heldenreise – damit sie über sich hinauswachsen. Auf seinen eigenen Reisen ist er gern strukturiert und nachhaltig unterwegs. Ein Gespräch mit dem Motivationstrainer über Trends bei Businesstrips, die hippe Kongressstadt Berlin und seine Trancegefühle während der Bahnfahrt.

Als Erfolgscoach sind Sie beruflich viel unterwegs. Wie planen Sie Ihre Reisen?

Mir sind Reiserituale wichtig. Sie wirken leistungssteigernd. Das habe ich aus den zahlreichen Begegnungen mit Spitzensportlern gelernt. So sitze ich im Flugzeug immer auf der linken Seite und buche in den jeweiligen Städten immer den mir vertrauten Taxifahrer.

Morgens trinke ich sehr bewusst mein Ingwerwasser. Das gibt mir auch in fremden Hotelzimmern, in dem man aufwacht und sich schnell entwurzelt fühlen kann, das Gefühl von Struktur in turbulenten Zeiten. Rituale beruhigen die Psyche und schaffen Orientierung. Kurz: Ich werde auf Reisen zum Gewohnheitstier.

Wie und wo reisen Sie in erster Linie?

Zu 80 Prozent bin ich in Deutschland unterwegs. Der Rest verteilt sich auf europäische Standorte, wo mich vor allem deutsche Veranstalter für Kongresse, Incentives oder Motivationsveranstaltungen buchen. Da ich viele Jahre für die Automobilindustrie gearbeitet habe, war das Auto für mich quasi eine heilige Kuh. Seit ein paar Jahren bin ich jedoch bekennender Bahnfahrer.

Im ICE kann ich gut arbeiten, habe überall die gleiche Struktur und komme während der Fahrt in eine Art Trance. Mein Wohnort Köln ist dafür auch ein idealer Standort. Für Ziele wie München, Hamburg, Leipzig oder Berlin nutze ich dagegen das Flugzeug. Ans Steuer eines Autos setze ich mich pro Jahr nicht mehr länger als 5.000 Kilometer.

Wie wichtig ist Ihnen dabei die Effizienz des Reisemanagements?

Unglaublich entscheidend. Manchmal habe ich zwei Vorträge an einem Tag. Morgens in Hamburg und abends in Stuttgart. Bei allem ist mir wichtig, dass ich abends meine Tochter ins Bett bringen kann. Ich brauche die Balance zwischen Arbeits- und Entspannungszeit.

Wie wird sich der Markt der Geschäftsreisen in den kommenden Jahren verändern?

Generell wird er immer internationaler. Wichtiger werden Plattformen mit hochwertiger Erlebnis- und Begegnungsqualität. Messen im Sinne der Leistungsschau und die klassische Meetingkultur verlieren an Bedeutung. Diese sind außerdem durch digitalisierte Kommunikationsformen geprägt, was das Reisen noch mehr reduziert.

Wo sind denn in Deutschland die besten Standorte für Events und Kongresse und was macht sie qualitativ hochwertig?

Kongresse sind Orte, die ein neues Denken bei den Menschen hervorbringen sollen. Immer mehr Veranstalter verstehen, dass es nicht allein um die Erreichbarkeit geht. Sie bieten lieber den Raum, sich auf Themen und Inhalte einzulassen. Als Coach weiß ich, dass das Umfeld ganz viel dazu beisteuert, die Wahrnehmung und Erlebnisqualität einer jeden Kommunikation zu erhöhen.

Bei den Städten favorisiere ich aktuell Berlin. Es bietet momentan die vielfältigsten Möglichkeiten, für jeden Content, aber auch für jede Zielgruppe die richtige Location zu finden. Bei internationalen Gästen ist Berlin außerdem sehr angesagt.

In Sachen Umwelt beschäftigt die Branche das Thema „Green Events“. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des nachhaltigen Veranstaltungsmanagements?

Mein Eindruck ist, dass es bei weitem noch nicht so aktiv betrieben wird wie das Einhalten von Compliance Regeln. Mir liegt dieses Thema besonders am Herzen. Ich war deshalb Gründungsmitglied der FAMAB-Stiftung, die sich auch für klimaneutrale Events engagiert. Mit meinem Fahrverhalten möchte ich einen kleinen Beitrag leisten. Das war ein weiterer Grund, mit der Bahn zu fahren. Es freut mich sehr, dass ich bei meinen Veranstaltungen immer mehr Top-Führungskräfte treffe, die das Thema auf dem Radar haben und aktiv angehen.

Wie nutzen Sie denn die Zeit zwischen den Reisen sinnvoll?

Viele Ideen für meine Vorträge und Seminare entstehen durch Visualisierungs- und Entspannungsübungen. Ich bin ein großer Freund des Mentaltrainings. Deshalb sieht man mich fast immer mit einem Kopfhörer und mit einem seltsam leeren Blick, so dass sich Menschen fragen könnten, ob mit mir auch alles in Ordnung ist. Aber ich gehe dann gedanklich alles durch.

Mit welcher Zielsetzung entstand Ihr aktuelles Buch: „Logbuch für Helden: Wie Männer neue Wege gehen“?

Ich bin der Frage nachgegangen, wie jeder Mensch aus seinem Leben eine Art Heldengeschichte machen kann. Antworten habe ich in den Neurowissenschaften gefunden, in der Psychologie, bei den besten Drehbuchautoren und durch qualitative Interviews mit außergewöhnlichen Lebenshelden.

Die zentrale Frage: Wie denken, fühlen, handeln solche Persönlichkeiten. Daraus entstand eine Art Bauplan für die eigene Heldenreise: Wie kann jeder Mensch aus seiner gewohnten Welt heraustreten, seinen Ruf finden, Widerstände überwinden, dauerhaft motiviert bleiben, über sich hinauswachsen und durch die eigene Entwicklung die Welt zu einem besseren Ort machen? Bisher habe ich diese Heldenreise nur Menschen in Unternehmen zugänglich gemacht. Jetzt können sie die ersten Schritte neben dem Buch außerdem auf der Seite www.heldenreise.de gehen und erhalten kostenfrei eine erste Auswertung.

Wie sieht aktuell Ihre persönliche Heldenreise aus?

Mit dem Schreiben der letzten Seite des Buches habe ich meiner Frau einen Heiratsantrag gemacht. Ich kümmere mich also gerade sehr um mein Herz und meine Seele. Außerdem haben wir vor einigen Monaten ein zweites Kind bekommen. Wenn ich nachts im Bett liege und den Ruf einer vollen Windel höre, dann weiß ich, dass ist meine Heldenreise, an der ich wachsen darf. (lacht)