Gütesiegel Germany

Vertrauen, Qualität, aber nicht zuletzt auch Heimat verbindet Lothar Späth mit „Made in Germany“. Er wünscht sich von seinen Landsleuten aber auch etwas mehr Optimismus hinsichtlich des ausgezeichneten Rufs dieser Marke im Ausland.

Über einen historischen Fakt amüsiert sich Lothar Späth gern besonders. Es war Ende des 19. Jahrhunderts, als der Aufdruck „Made in Germany“ Kunden in Großbritannien und den USA vor Produkten aus dem damaligen Deutschen Reich warnen sollte. Aber wegen der immer besser werdenden Ware des Wettbewerbers vom europäischen Kontinent entwickelte sich dieses Siegel stattdessen zu einem unverkennbaren Qualitätsmerkmal. „Der Schuss ging nach hinten los“, sagt Lothar Späth.

Der Politiker assoziiert mit dem Label selbst Werte wie Qualität, Vertrauen, Standard, Zuverlässigkeit, Haltbarkeit sowie nicht zuletzt Heimat. „Made in Germany gilt im Ausland nach wie vor als Zeichen für Qualität. Auch in Rankings liegt es zum Beispiel hinsichtlich des Vertrauens der Verbraucher zum Beispiel vor Frankreich oder den USA“, so Späth. „Allerdings neigen die Deutschen dazu, einige Dinge oft sehr negativ zu sehen. Deshalb glaubt die Hälfte fälschlicherweise, dass die Marke an Wert verloren hat.“

Einen entscheidenden Anteil am guten Ruf im Ausland hätten viele Mittelständler. So zählen cirka 1500 deutsche mittelständische Firmen zu den Weltmarktführern in ihrem Segment. „In Baden-Württemberg sind Trumpf, Herrenknecht oder Stihl gute Beispiele“, so Späth. Trotz der massiven Umsatzeinbrüche in 2008 und 2009 gehört für ihn der Maschinen- und Anlagenbau zu den Spitzenreitern aus Deutschland. „Das gleiche gilt nach wie vor für die Produkte der Automobilindustrie. Auch wenn sich der Markt in diesem Sektor in den kommenden Jahren wesentlich verändern wird und, wie prognostiziert, einen anderen Stellenwert in Deutschland einnehmen muss.“

Nachholbedarf sieht Späth im Bereich der IT. „Unser Land könnte hier eine nicht unerhebliche Rolle spielen – sofern es die Weichen richtig stellt.“ Rechtlich schwer zu beurteilen sei, ob ein Produkt im Zuge der globalisierten Arbeitsabläufe noch als „Made in Germany“ zu bezeichnen ist. So stellt der Zollkodex auf den letzten wesentlichen Produktionsabschnitt ab und das Gesetz über unlauteren Wettbewerb auf das Ursprungsland der Produktqualität.

„Allgemein durchgesetzt hat sich wohl die Auffassung“, so Späth, „dass entscheidend ist, ob deutsches Knowhow darin steckt und den Qualitätsstandards entspricht. Insofern hat die Kennzeichnung nach wie vor Bestand und ist nicht durch eine globalisierte Produktion überflüssig geworden. Dennoch halte ich es für sinnvoll, durch verbindliche und auch europäische Qualitätsstandards das Vertrauen in die Marke zu stärken.“

Die EU hat 2004 bereits eine einheitliche EU-Ursprungslandbezeichnung angeregt, die von den Mitgliedsstaaten allerdings unterschiedlich aufgenommen wurde. Die eher schwächeren Länder sehen für den internationalen Markt einen großen Vorteil. Die starken Nationen fürchten dagegen um ihre eigenen kraftvollen Marken. „Ein solches EU-Label könnte sich auch negativ auf ein bisher gewachsenes Vertrauen auswirken“, so Späth.

„Die EU soll für ihre Mitgliedstaaten eine Vielfalt garantieren, was Eigenständigkeit, Tradition und auch Produkte betrifft.“ Dies käme ihm wohl auch persönlich entgegen. Zwar ist Lothar Späth selbst privat „überhaupt nicht neugierig auf Marken“ und eher an Solidität von Produkten interessiert.

Der Weingenießer in ihm wehrt sich jedoch gegen einen Tropfen „Made in Europe“. „Wenn ich da an den ausgezeichneten Rheinriesling denke oder die französischen und italienischen Qualitätsweine, freue ich mich sehr auf einen Bestand dieser traditionellen Marken.“