„Ich bin nur zufrieden, wenn ich ganz vorne bin“

Für viele Experten ist Sebastian Vettel in Deutschland der logische Nachfolger von Michael Schumacher. Wir sprachen mit dem Heppenheimer über Konzentration vor dem Rennen und die dünne Luft an der Spitze.

Was denken Sie an einem Renntag morgens beim Aufstehen?

Ich kann es kaum erwarten aufzustehen, weil ich weiß, dass ich dann bald im Auto sitzen werde. Geistig bin ich meistens schon im Rennen und spiele im Kopf die verschiedenen Situationen durch, die sich ereignen können.

Schweifen Ihre Gedanken während eines Rennens auch manchmal ab?

Nein. Während eines Rennens bin ich immer zu 100 Prozent konzentriert. Das ist wichtig, weil jede Sekunde etwas passieren kann. Auch nach der 25. Runde muss man noch voll konzentriert sein. Denn bis zur Zielflagge kann alles passieren.

Fahren Sie im entspannten oder im angespannten Zustand erfolgreicher?

Ich denke, das kann man so nicht sagen. In China 2009 musste ich in einer Qualifikations-Runde zum Beispiel das Beste rausholen. Die Situation war ziemlich angespannt, aber es hat geklappt. Ich konnte mein Auto auf Pole stellen. Bei einem anderen Rennen in Japan wiederum, bei dem es das ganze Wochenende gut lief und das Team ziemlich entspannt war, lief auch alles perfekt.

Wie gewichten Sie Einstellung, Motivation und Training für Ihren Rennerfolg?

Einstellung, Motivation und Training gehen Hand in Hand. Dem Training liegt ein genau ausgeklügelter Plan zu Grunde. Wer optimal trainiert ist, ist selbstbewusst. Wer selbstbewusst ist, ist wiederum bis in die Haarspitzen motiviert.

Wie motivieren Sie sich nach einer Niederlage?

Aus Niederlagen lernt man. Allerdings darf ein Fehler nur einmal passieren und sich nicht wiederholen.

Der Rekordweltmeister der Branche, Michael Schumacher, liegt in der Gesamtwertung noch hinter Ihnen. Gibt das ein bisschen Genugtuung?

Nein, das ist vollkommen egal. Das Problem ist ja, dass wir nach vier Rennen noch nicht ganz vorne sind. Mich interessiert es nicht, ob wir auf Platz zwei oder zehn stehen, oder wer sonst. Das ist mir egal. Was zählt, ist auf der Strecke und da bin ich nur zufrieden, wenn ich vorne bin. Vor wem auch immer.

Stimmen Sie nach vier gefahrenen Rennen zu, dass Sie das derzeit beste Auto haben?

Auf jeden Fall eines der Besten. Es kommt immer auf die Strecke und die Charakteristik an. Mal passt das Paket besser, ein anderes Mal tut man sich schwerer. Aber ich weiß, dass wir ein sehr gutes Auto haben und als Team solide unterwegs sind.

Die ersten Rennen liefen nicht ganz nach unserem Geschmack. Wir waren zwar schnell, aber es gab die eine oder andere „Kinderkrankheit“. Aber in Malaysia hat es dann geklappt. Jede Strecke ist, wie gesagt, anders und bietet andere Herausforderungen an Mensch und Maschine. Unser Auto sieht besser aus als all die anderen… Das ist doch schon mal ein Anfang.