Nachwuchs für die Aquarianer

Lufthansa

Eben schwammen die Zierfische noch in den Becken des Maju Aquariums in Indonesien. 48 Stunden später tummeln sie sich bereits in einem Glastank eines Aquaristen in Amsterdam, Moskau oder Boston. Für die sichere und schnelle Reise sorgt Lufthansa Cargo mit td.Flash und Live/td

Einmal im Jahr macht sich Jeffrey Christian noch selbst auf die Jagd. Dann taucht er tagelang ab in den indonesischen Gewässern nahe Borneo, Sumatra oder Java. Er tauscht das laute Menschengewusel der Metropole Jakarta gegen das leise Artengewimmel der bunten Unterwasserwelt. Wie vor 30 Jahren sein Vater Jap Khiat Bun hat er es in den sumpfigen Seen und Flüssen auf Fische abgesehen. Zum Beispiel den Maulbrüter „Betta Macrostoma“, ebenso farbenprächtige Kampffische wie „Betta imbellis“ oder auch den „Betta coccina“.

Fürchten muss er sie nicht – die zierlichen Süßwasserbewohner werden höchstens 15 Zentimeter groß. „Betta Macrostoma” ist schillernd rot und glänzt dazu mit gelben und schwarzen Vertikalstrichen. Bei Zierfischliebhabern steht er hoch im Kurs. Denn in jedes Aquarium, ob nun in Tokio, Paris oder New York, bringt die possierliche Rarität den nötigen Tupfer Exotik. Aquarien werden weltweit immer beliebter – ob trendbewusst als Lifestyle-Mobiliar oder traditionell als Garant für Gleichmut und Gemütlichkeit.

Jeffrey fängt die Tiere ein, um sie später auf seiner Fischfarm Maju Aquarium zu halten. In Cibinong, 25 Kilometer südlich von Jakarta, wird hier auf 5.000 Quadratmetern in großem Maßstab gezüchtet. Später lässt Jeffrey die dekorativen Nachkommen von „Betta Macrostoma“ mit dem Express-Service td.Flash und dem Spezialprodukt für Tiersendungen Live/td von Lufthansa Cargo gen Europa und USA verschiffen. Pro Tag versendet er zwei Tonnen, die innerhalb von 48 Stunden ihr Ziel erreichen müssen. Bereits seit acht Jahren vertraut er den Frachtexperten der Lufthansa Cargo.

„Für die empfindlichen Tiere ist die Einhaltung exakter Werte bei Temperatur, Licht und Wasserqualität überlebenswichtig. Gerade Exoten stellen hohe Ansprüche an ihre Umwelt. Strenger Artenschutz ist selbstverständlich“, sagt Jeffrey. „Wir versenden Abertausende leidensfähiger Individuen. Da achtet man auch während des Transports auf artgerechte Haltung. Gleichzeitig sollte es aber schnell gehen. Das verlangt der Markt.“

Den Großteil seiner Arbeitszeit von 6 bis 17 Uhr verbringt der 31-Jährige hinter seinem schlichten Holzschreibtisch. Darauf befindet sich nicht mehr als ein Laptop, ein Telefon und dicke Wälzer zoologischer Fachliteratur. Von hier aus lenkt er die Geschicke der Firma. Direkt hinter seinem Rücken beginnt das Gewirr aus Hunderten Tanks und Becken. Bis an die Decke sind sie in Regalen getürmt.

Mit Ausnahme der 60 Mitarbeiter verläuft sich garantiert jeder Besucher in diesem nassfeuchten Labyrinth aus einem guten Dutzend Hallen. Für Katzen gilt striktes Hausverbot, weil sie jede der 1.000 verschiedenen Spezies in den Glasbehältern zum Fressen gern haben. Bei der täglichen Überprüfung füttern die Mitarbeiter ihre zarten Zöglinge, versorgen sie bei Krankheit mit Medizin oder schubsen sie zurück ins Becken – manche Tiere sind todesmutige Springer und landen daher schon mal auf den Steinböden.

Als Jeffreys Vater Jap Khiat Bun das Unternehmen 1976 gründete, versorgte er vorwiegend den lokalen Markt mit Arten wie „Conga Tetra“ und „Rumynose“. Inzwischen exportiert sein Sohn Zierfische in die ganze Welt, darunter Individuen im Wert von zehn Cent, aber auch von bis zu 5.000 Dollar. „Ein Geheimnis unseres Erfolgs ist die ausgezeichnete Qualität der Tiere. Viele erhalten wir von Zwischenhändlern“, sagt Jeffrey. Indonesien ist der wichtigste Lieferant für Süßwasserzierfische. Dicht gefolgt von den Philippinen, USA und Singapur.

Der Geschäftsmann Jeffrey profitiert dabei von zwei Standortvorteilen: „In Indonesien hat man vergleichsweise niedrige Kosten“, sagt er. „Und unser ‚Land der 10.000 Inseln‘ ist die Heimat einer enormen Zahl verschiedener Fische.“ Mehr als 15.000 Meer- und Süßwasserfischarten soll es weltweit geben. Ein weiterer Vorteil von Jeffreys Zucht: Sie dient der Arterhaltung der Raritäten. Und davon profitiert auch der Aquarianer. Weltweit werden jährlich 25 Millionen Zierfische verschifft. Für arme Exportländer ist dieser Handel eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle.

Allein in Deutschland, dem drittgrößten Markt nach den USA und Japan, gibt es nach Schätzungen von Experten 3,2 Millionen Aquarien. 80 Millionen bunte Bewohner sollen in den tropischen „Seen hinter Glas“ schwimmen. Ihre Reise rund um den Globus überstehen sie jedoch erstmal in einem durchsichtigen Plastikbeutel. Dafür werden direkt nach der Bestellung, die Jeffrey meistens auf dem Laptop erreicht, seine Mitarbeiter aktiv: Mit breiten Keschern holen sie „Betta Macrostoma“ und Co. vorsichtig aus den Tanks.

An Tischen im sauber verkachelten Packraum schütten sie je nach Gattung maximal bis zu zehn Tiere in die Tüte. Die ist zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt. Das letzte Drittel wird mit Sauerstoff angereichert. Draußen an der Laderampe landen die oben fest verschnürten Beutel in Kartons aus Styropor. Aufschriften wie „Fragile“ und „Live Tropical Fish“ mahnen den Träger zur Vorsicht.

Einen kleinen und einen großen Transporter setzt Maju Aquarium ein, um die Ladung zum eine Stunde entfernten Soekarno-Hatta International Airport zu bringen. „Das ist Jakarta‘, seufzen Einheimische achselzuckend, wenn sie stundenlang auf den mehrspurigen Umgehungsstraßen rund um den versmogten Moloch ausharren müssen. Stau ist Tagesprogramm. Dem Fahrer hilft bei der drückenden Hitze die Klimaanlage. Den Fischen von Maju Aquarium der Kühlcontainer.

So sind sie bei einem unvorhergesehenen Halt nicht ungeschützt der tropischen Hitze ausgeliefert. Aber am Flughafen wartet bereits Mellanny Yo. Wie eine aufmerksame Concierge, die alles vor ihrer Fensterscheibe beäugt, wacht sie im Warehouse-Office von Lufthansa Cargo. Die Mitarbeiterin der Airline sorgt für den schnellen und sicheren Umschlag der Kartons vom Lkw ins Flugzeug. „Wir überprüfen lückenlos den Status jeder Sendung“, sagt Yo. „Nur so können wir garantieren, dass die Fracht auch termingerecht mit zugesagten Transitzeiten ihre Destination erreicht.“

Zusammen mit einem Sicherheitsbeamten des Zolls checkt sie die Ware. Die Kartons werden stapelweise in einem Container verladen. Eine Stunde später findet sich der kleine „Betta Macrostoma“ als Bellyfracht im großen Bauch der Boeing 747-400 „Niedersachsen“ von Lufthansa wieder. Seine Reise geht zuerst nach Frankfurt. Hier erwartet ihn ein Zwischenstopp in der modernsten Tierstation der Welt, inklusive Veterinärkontrolle unter Schwarzlicht.

Und danach geht’s sofort rasant weiter zum Los Angeles International Airport in Übersee oder auf die Kurzstrecke nach Schweden, Niederlande, Italien, Spanien, Polen, Tschechien oder Russland. Gut sortierte Zoogeschäfte warten nicht gern. Genausowenig wie die ungeduldigen Aquarianer, die Nachschub ordern für ihr Hobby mit dem „Blubb“.

Eines, das Jeffrey nie vergönnt sein wird. Er liebt zwar „Red Crystal Bee“, eine Garnelenart, die ihm viel Geld einbringt. Oder „Black Diamond“, den seltenen Rochen aus dem Süden Brasiliens. Allein schon wegen der 20.000 Dollar, die er für ihn hinblättern musste. Aber im trauten Heim frönt er dem feuchten Freizeitvergnügen nicht. „Meine Frau hat’s mir verboten. Angeblich haben wir keinen Platz“, sagt Jeffrey. Dafür gönnt er sich hin und wieder einen entspannten Spaziergang durch die heiligen Hallen seines Unternehmens. Gut gefüllte Glasbehälter gibt’s da ja genug.