Das Unmögliche möglich machen

Wie gewinnt man finanzstarke Sponsoren für zukunftsträchtige Technologien? Man ist wie Bertrand Piccard beseelt vom Pioniergeist und dem Glauben an neue Ideen.

Über eines kann sich Bertrand Piccard gehörig aufregen. „Wir haben heute in unserer Welt die Technologien und das Wissen, um 50 Prozent unserer fossilen Energie zu sparen, die wir jeden Tag unnütz verbrauchen. Warum benutzt man sie nicht? Weil es noch erlaubt ist, so viel CO2, wie man will, in die Atmosphäre zu schleudern.“ Das hat sich Piccard jetzt fest vorgenommen. Sein Mittel: Solar Impulse.

Ein Projekt, das er zusammen mit André Borschberg angeht. Mit einem speziell gebauten Solarlflugzeug möchten sie 2012 eine Erdumrundung in fünf Etappen von fünf Tagen schaffen. Entwickeln wollen sie so außerdem eine Kommunikationsplattform für neue technische, ökologische und ökonomische Wissenschaften. Einen Weltrekord wollen sie ausdrücklich nicht erreichen.

Der Prototyp des Flugzeugs ist 2009 fertiggestellt worden. Er hat eine Spannweite von 64 Metern bei einem Gewicht von lediglich 1,6 Tonnen. Die gesamte Fläche der Flügeloberseite ist mit Solarzellen bestückt. Die Konstruktion und der Bau des zweiten Flugzeuges, mit dem die eigentliche Erdumrundung stattfinden soll, wird voraussichtlich ab 2011 beginnen. Vor zehn Jahren ist Bertrand Piccard schon als erster Mensch mit einem Heißluftballon nonstop um die Welt geflogen.

Bereits sein Großvater, Auguste Piccard, war in 1932 mit einem Ballon der erste Mensch, der in die Stratosphäre geflogen ist. Sein Vater, Jacques Piccard, war der erste Mensch, der in den Marianengraben tauchte. „Freunde meines Vaters waren Charles Lindbergh oder Werner von Braun“, erzählt Piccard. „Diese Menschen zeigten mir, wie interessant und nützlich es ist, ‚unmögliche‘ Dinge zu erreichen. Schon mit 11 Jahren wollte ich daher das Unmögliche möglich machen. Denn das ist aufregend und macht das Leben groß.“ Der Enthusiasmus vergangener Pioniere inspiriert ihn, die Herausforderung des 21. Jahrhunderts mit zu meistern. „Wir müssen ökonomische und ökologische Interessen miteinander verbinden“, so Piccard.

„Wir sollten Werbung machen für neue Technologien, nicht nur, um für regenerierbare Energien Glaubwürdigkeit zu schaffen, sondern auch um natürliche Ressourcen zu bewahren.“ Für Solar Impulse hat Piccard bereits fleißig Sponsoren gefunden und Gelder gesammelt. 70 Millionen insgesamt braucht er. Bis heute hat er 53 Millionen Euro zusammen. Die gesamte Summe durch Überzeugungskraft und Powerpoint-Präsentationen und ohne, dass ein Probeflugzeug jemals gestartet wäre.

„Das zeigt, dass große wie kleine Firmen unseren Pioniergeist teilen“, sagt Piccard „und die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit verstanden haben.“ Mit an Bord sind Unternehmen wie Omega, Deutsche Bank oder Solvay. Piccard betont jedoch: „Wir gewinnen keine Sponsoren. Wir gehen mit ihnen eine Partnerschaft ein, weil sie dieselben Werte teilen. Sie unterstützen uns nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern teilen unser gemeinsames Ziel.“