„Ich möchte die Welt verändern“

Er gilt als der Popstar der Designwelt. Seine Werke im Stil des „Blobismus“ finden sich im New Yorker Museum of Modern Art genauso wie im Pariser Centre Georges Pompidou. Ein Gespräch mit dem US-amerikanischen Designer Karim Rashid über deutsche Präzision, ruhiges Arbeiten über den Wolken und wie Design die Welt verbessert.

Eines Ihrer Mottos ist: „Ich möchte die Welt verändern.“ Können Sie das näher erklären?

Ich empfinde es als meine Mission, Design populär zu machen. Ich mache öffentlich, wie Design die Zukunft gestaltet. Ich glaube, dass Design einen extremen Einfluss auf unser tägliches Leben hat. Gutes Design kann das menschliche Verhalten positiv formen und verändern und neue soziale Bedingungen schaffen.

Design hat sich in erster Linie aus einem Überfluss an komplexen Kriterien entwickelt: menschliche Erfahrungen, soziale, globale, ökonomische und politische Themen, physische und mentale Interaktion, Form und Vision sowie ein spürbares Verstehen von zeitgenössischer Kultur.

Charles Eames hat gesagt: „Die entscheidende Frage ist: Löst es ein Problem? Ist es brauchbar? Wie sieht es in zehn Jahren aus?“ Stimmen Sie dem zu?

Absolut! Gerade heute, in einer inhuman gebauten Umwelt, muss Design seinen Wert beweisen und uns erhabenere, vergnüglichere, qualitativ höhere, ästhetische, menschliche Bedingungen liefern. Design muss uns entwickeln – und die Gesellschaft schöner und besser machen. Unter diesem Aspekt ist Design gefragter denn je! Wir sollten uns darauf konzentrieren, unsere Welt schöner, nachhaltiger, zweckmäßiger und fließender zu gestalten.

Was halten Sie von deutschem Design?

Ich genieße es sehr, in Deutschland zu arbeiten. Denn hier gibt es eine gute Kombination aus Technik und Innovation. Und die Kunden sind leidenschaftlich, was den Aspekt Design betrift. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit den normalen, aber nicht bedeutenden Schwierigkeiten. Ich war besonders begeistert von der Präzision und Perfektion des handwerklichen Könnens beim Bau des nhow Hotels in Berlin.

Wie sieht der durchschnittliche Tag von Karim Rashid aus? Oder sagen Sie „Ich mag keinen Durchschnitt?“

Ich starte den Tag mit einem starken Kaffee. Beantworte Mails, während ich frühstücke. Laufe drei Blocks zu meinem Büro. Dann ein weiterer starker Kaffee. Wenn ich angekommen bin, treffe ich meinen Studio Manager, überschaue die Liste mit den Projekten, treffe meine Mitarbeiter und entwerfe neue Produkte. Es kann sein, dass ich an einem Tag mit dem Design von 15 Projekten zu tun habe. Ich arbeite viel, während ich reise, besonders in Flugzeugen.

Das ist ein guter Moment, um allein mit meinen Ideen zu sein und es gibt nichts anderes, auf das ich mich konzentrieren muss. Ich arbeite auch viel zu Hause. Aber die liebste Zeit ist mir im Büro, am Nachmittag mit meinem Designteam. In einer anderen durchschnittlichen Woche fliege ich von New York über New Delhi und Shanghai nach Tokio. Im anderen Monat geht es von Lima über Seoul und Chihuahua, um dann in Amsterdam zu landen.

Was hat Sie inspiriert, diese Karriere zu starten?

Als ich sieben Jahre alt war, habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder fast jeden Tag die „Expo 1967″ in Montreal besucht. Ich sah eine utopische Welt, die geschaffen wurde von Menschen wie Buckminster Fuller, Saarinen, Luigi Colani, George Nelson, Andre Courrèges, Marshall McLuhan, Isaac Asimov, Philip K. Dick, Pierre Cardin und so vielen anderen.

Das war eine Welt, in der ich aufwachsen wollte. Dann besuchte ich mit elf Jahren die „New Domestic Landscape Show“ im MOMA in New York. Dort verliebte ich mich in das radikale italienische Design. Es weckte in mir den dringenden Wunsch, unsere künftige Welt zu designen und zu gestalten.

Was raten Sie jungen Designern?

Seid smart. Seid geduldig. Bringt Euch bei zu lernen. Übt, wirklich praktisch zu denken, aber lasst Euch inspirieren von poetischen, ästhetischen und neuen Modellen unserer sich verändernden Produktlandschaft. Konservatives Denken hilft Euch nicht bei Eurem Wachstum, es ist eher der Grund für diese Art von Me-too-Denken.

Jeder von Euch muss sich von dem anderen unterscheiden. Ihr müsst eine neue Sprache finden, eine neue Semantik, eine neue Ästhetik, mit neuen Materialien und Verhaltensänderungen experimentieren.

Und denkt immer daran, dass offensichtliche menschliche Belange in den Produkten eine Rolle spielen – wie Emotionen, einfache Handhabe, technische Errungenschaften, Produktmethoden, Humor. Genauso wichtig sind die Bedeutung, eine positive Energie und der stolze Geist eines Produktes.

Das ist es, was fehlt. Viele Produkte haben nur eine kurze Lebensdauer im Regal. Ihr müsst den Zeitgeist in Euren Produktlinien einfangen. Und Euch keine Gedanken machen über das Aussehen, das Verhalten und die Darstellung von anderen.